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Dortmund, Boldtstrasse


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Die Boldtstraße ist ein Straßenhof in der Dortmunder Nordstadt. Genauso wie wenige Meter nördlich parallel verlaufende Unverhaustraße befindet sich die Boldtstraße zwischen der Herderstraße und der Uhlandstraße.

An beiden Enden wird die Boldtstraße durch Hausdurchfahrten erreicht. So sind die geschlossenen Häuserfronten der Herderstraße und der Uhlandstraße durch die Boldtstraße und die Unverhaustraße nicht unterbrochen.

Das Bild links oben zeigt die Einfahrt von der Herderstraße in die Boldtstraße, wobei man im Hintergrund bereits wieder die Ausfahrt zur Uhlandstraße sieht. Das quadratische Bild darunter zeigt die Ansicht Richtung Uhlandstraße von innen.

Wie man sieht, sprechen die Dimensionen tatsächlich eher für einen Innenhof als für eine Straße. Die Entfernung zwischen den Innenseiten der jeweils um die zehn Meter tiefen Durchfahrten beträgt nur etwas mehr als hundert Meter, die Hausnummern in der Boldtstraße laufen auf der Nordseite von 1 bis 9, auf der Südseite von 2 bis 10. Die Häuser gehören der Spar- und Bauverein Genossenschaft (Dortmund, gegründet 1893).

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Der Schriftsteller Paul Boldt wurde am 31.12.1885 in Christfelde (Kreis Schwetz in Westpreußen) geboren. Nachdem er 1906 sein Abitur abgeschlossen hatte, begann er ein Studium der Germanistik und Kunstgeschichte zwei Semester in München, ein Semester in Marburg und anschließend in Berlin.

Seine Eltern waren wohlhabende Gutsbesitzer, ihr Hof lag unmittelbar an der Weichsel (polnisch: Wisla) gegenüber dem Ort Kulm (Chelmno). Jedoch versagten seine Eltern Paul Boldt 1913 die weitere finanzielle Unterstützung, weil dieser sein Studium nicht ihre Vorstellungen entsprechend intensiv genug betrieb. So brach er 1913 sein Studium ohne Examen ab.

Bereits 1912 hatte Paul Boldt damit begonnen, Gedichtbände zu veröffentlichen. Seine Veröffentlichungen erschienen in der Wochenzeitschrift "Die Aktion". Des weiteren trug er seine Gedichte bei literarischen Abenden und Autorenlesungen vor. 1914 veröffentlichte er einen Gedichtband unter dem Namen "Junge Pferde! Junge Pferde!", eine zweite Auflage erschien 1918.

Diese Zeitschrift "Die Aktion" wurde von 1911 bis 1932 durch Franz Pfemfert herausgegeben. Sie gilt als die Publikation, die dem Expressionismus zum Durchbruch verhalf. Ihr Untertitel war "Wochenschrift für Politik, Literatur, Kunst".

Die Zeitschrift bezahlte generell keine Honorare, jedoch galt das Magazin für viele Autoren als Sprungbrett zu den großen Verlagen. Der Herausgeber Franz Pfemfert versuchte, über entsprechende Artikel politischen Druck auf die SPD auszuüben. Er wollte damit links-revolutionäre und anarchistische Positionen in die Partei tragen. Während des ersten Weltkrieges konnte Franz Pfemfert durch geschickt geschriebene Artikel die Zensur verhindern und trotzdem den Krieg scharf kritisieren. Aufgrund der Inflation konnte die Zeitschrift ab 1927 nur noch unregelmäßig gedruckt werden. Im März 1933 floh die Famlie Pfemfert vor den Nationalsozialisten. Paul Boldt veröffentlichte in "Die Aktion" seine Gedichte zwischen 1912 und 1918.

Zur preußischen Armee wurde Paul Boldt zwar 1915 eingezogen, aber bereits 1916 aufgrund eines Nervenleidens als "dauernd garnisons- und arbeitsverwendungsunfähig" wieder entlassen. So mußte er nicht an die Front des ersten Weltkrieges, während sein Bruder Bruno 1917 an der Front in Frankreich fiel (ein weiterer Bruder Boldts war bereits sehr früh verstorben).

Im Herbst 1919 begann Paul Boldt in Freiburg im Breisgau ein Medizinstudium. Dabei wurde er von seinem Vater wieder finanziell unterstützt. Im Jahr 1921 wurde er wegen eines Leistenbruchs operiert, verstarb dann aber am 16.03.1921 nach der erfolgreichen Operation an einer Embolie (Blutgerinnsel). Er wurde auf dem Friedhof von Stuhm (Kreis Stuhm in Westpreußen) beerdigt.

Somit überlebten Boldts Eltern ihre Söhne. Der Vater Heinrich Boldt lebte von 1850 bis 1922, seine Mutter Therese Boldt (verw. Horst, geb. Martens) von 1856 bis 1930, seine ihm sehr verbundene Halbschwester Jenny Horst lebte von 1876 bis 1948.

Der Nachlaß von Paul Boldt ist überschattet von den politischen Vorgängen des dritten Reiches und der Vertreibung als Ergebnis des von Deutschland begonnenen zweiten Weltkriegs. Der Gründer und Herausgeber der Zeitschrift "Die Aktion", Franz Pfemfert, führte zwar ein Archiv, dies wurde aber im März 1933 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und vernichtet. Die Halbschwester von Paul Boldt, Jenny Horst, musste 1945 von Westpreußen nach Thürigen fliehen, wobei der Koffer mit dem Nachlaß von Paul Boldt verlorenging.

Westpreußen gehörte zu den Gebieten, die nach dem zweiten Weltkrieg an Polen abgetreten werden mussten. Auch wenn Paul Boldt sicherlich nicht auf der politischen Linie der Nationalsozialisten lag, bestand im Staat Polen kein Interesse, das Andenken an den deutschen Schriftsteller zu pflegen. Der Friedhof von Stuhm (polnisch: Sztum), auf dem Paul Boldt begraben liegt, wurde 1974 eingeebnet.

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Die Einfahrten zur Boldtstraße entsprechen dem Baustil der jeweils angrenzenden Straßen.

Bilder oben und rechts: Einfahrt zur Boldtstraße von Westen, also von der Herderstraße.

Bilder links und unten: Einfahrt zur Boldtstraße von Osten, also von der Uhlandstraße.

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